Wenn ein Punkt einfach nicht reicht…
Die Punktmalerei ist eine künstlerische Technik, die auf den ersten Blick durch ihre Außergewöhnlichkeit beeindruckt. Ich lernte die Punktmalerei bei den Workshops der Künstlerin Jana Šimková kennen, die sie in Brünn und Wien veranstaltet. An einem Nachmittag konnte ich die Grundlagen erlernen und mich beim Gestalten eines Mandalas aktiv entspannen. Die Technik selbst, ihre Vermittlung und der Zustand des Fließens beim Malen weckten mein Interesse und weitere Fragen. Woher kommt die Punktmalerei und wo liegen ihre Wurzeln?
Historisch gesehen hat die Punktmalerei ihren Ursprung in Australien. Die Technik wurde dort von den Ureinwohnern, den Aborigines, angewandt, und heute finden wir auf diese Weise entstandene Werke unter der Bezeichnung aboriginal art. Sie beruht auf ihrer Wahrnehmung der Welt, denn die Aborigines glauben, dass das Leben aus einzelnen gegenwärtigen Momenten – Punkten – besteht. Zunächst malten die Aborigines mit Punkten Symbole in den Sand, auf glatte Erde oder direkt auf den Körper. Sie erzählten damit ihre Träume und Geschichten, die sie an die nächste Generation weitergaben. Punkte, Kreise und Spiralen in natürlichen Farben dienten als bildliche Sprache. Die Übertragung von Bildern vom Sand auf die Leinwand ist erst in jüngster Zeit in die Geschichte eingegangen. In den 1970er Jahren inspirierte Geoffrey Bardon seine Schüler in der Aborigine-Gemeinde Papunya dazu, ihre Träume mit dieser Technik auf Leinwand statt auf Sand zu malen, wodurch die Kunstwerke einen dauerhafteren Charakter erhielten.
In der europäischen Kunst ist die Arbeit mit dem Punkt jedoch nicht unbekannt. Ende des 19. Jahrhunderts entstand eine Bewegung namens Pointillismus. Die Künstler versuchten, das Licht und die einzelnen Farben präziser als ihre Vorgänger, die Impressionisten, einzufangen, indem sie den Punkt als grundlegendes Mittel der Malerei verwendeten. Diese Bewegung hatte großen Einfluss auf Vincent van Gogh und die frühen Werke von Andy Warhol.
Kunst- und Entspannungstechnik
Beide Ansätze werden heute durch Dot painting verbunden. Die Verzierung von Steinen, Töpfen, Vasen oder anderen Gegenständen mit Punkten ist weit verbreitet. Die Technik wird auch in der Mandalamalerei verwendet. Gerade die geometrischen Muster der Mandalas und die vorgezeichneten Anhaltspunkte, an denen man sich beim Malen festhalten kann, erleichtern das Erlernen der Grundlagen der Punktmalerei. Mandala-Bilder, die oft Blumen, Sukkulenten oder Schneeflocken ähneln, werden als Mittel eingesetzt, um ein Gefühl der Ruhe oder Entspannung zu erzeugen. Beides tritt auch beim Malen der Mandalapunkte selbst auf, meiner Erfahrung nach intensiver als beim bloßen Betrachten der fertigen Mandalas. In der Tat erfordert die Technik ein Innehalten im hektischen Fluss der Zeit, Konzentration und Präzision.
Inwiefern die Punktmalerei die Kursleiterin der Wiener Workshops bereichert, habe ich Jana Šimková direkt gefragt: "Dot painting bedeutet für mich die Möglichkeit, aus dem üblichen Karussell des Lebens – Arbeit, Familie, Verantwortung – auszusteigen. Es ist für mich eine Gelegenheit, den angesammelten Stress abzubauen, die ganze Welt zu vergessen und im Hier und Jetzt zu sein." Sie fügt hinzu, dass das Schaffen in Gesellschaft anderer und das Teilen des gegenwärtigen Moments und der Eindrücke ein wichtiger Aspekt für sie während der Workshops ist.
Autorin: Helena Stella Kramářová
Der nächste Workshop Gepunktetes Mandala findet am Sonntag, 5. Mai in Wien statt. Er ist für alle geeignet, die sich mit der Dot-Painting-Technik vertraut machen wollen, aber auch für Fortgeschrittene, für die es weitere Tipps zur Verbesserung der Technik gibt. An einem Nachmittag können Sie neue Fertigkeiten erlernen, sich Zeit nehmen und in netter Gesellschaft etwas Schönes für sich selbst schaffen – Ihr eigenes gepunktetes Bild.