Mentoring als mein weiterer Weg
Heute möchte ich einige Gedanken zur Bildung, zu verschiedenen Ansätzen und insbesondere zum Mentoring mir euch teilen. Was bedeutet das Wort Mentoring überhaupt? Und warum ich es für meine nächste Lebensaufgabe ausgewählt habe.
Heutzutage gibt es viele Bezeichnungen für Menschen, die mit anderen arbeiten. Bei Pilates sehen wir am häufigsten die Bezeichnung Trainer(in). Ein Trainer ist eine Person mit Fachwissen und praktischer Erfahrung, die sie an andere weitergibt. Idealerweise auf interessante und verständliche Weise. Pilates- Instruktorinnen – sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene – gehören zu den meisten meiner von mir betreuten Klienten.
Ich stamme aus einer Familie von Lehrern und wuchs in einem Umfeld von Pädagogen auf. Diese Gene habe ich geerbt, ebenso wie die Fähigkeit, anderen Menschen Bewegung methodisch zu erklären und beizubringen. Das ist mir alles in die Wiege gelegt. So ist es kein Wunder, dass ich nach meiner professionellen Ballettkarriere Tanzpädagogik studiert habe.
Ich selbst bin durch die Hände vieler Lehrer, Choreographen, Trainer und Mentoren gegangen. Ich habe eine Vielzahl von Ansätzen erlebt - von motivierenden und unterstützenden (davon gab es einige wenige) bis hin zu arroganten, demütigenden und zwanghaften. Alle diese Erfahrungen haben mir geholfen zu klären und zu verankern, wie ich persönlich auf andere einwirken möchte. Ich habe mich für einen Mentoring-Ansatz entschieden, d. h. ich wollte für andere ein Betreuer und eine Unterstützung sein.
Wer ist also der Mentor?
Ein Mentor ist in der Regel eine erfahrenere Person, die einen jüngeren oder weniger erfahrenen Mentee begleitet. Die Hauptaufgabe des Mentors besteht darin, dem Mentee zu helfen, sich selbst besser kennenzulernen, seine Fähigkeiten zu vertiefen und sein Potenzial zu entwickeln. Wir können ihn uns als Prototyp eines weisen Freundes, Beschützers und Lehrers vorstellen, der hilft, Hindernisse auf dem Weg zu überwinden.
Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass ich die Fähigkeit habe, andere zu inspirieren, zu motivieren und zu begeistern. Ich führe meine Kunden auf dem Weg zu ihrem Ziel, ohne ihnen meine Vision aufzwingen zu wollen. Die Fähigkeit, mich in andere hineinzuversetzen, hilft mir, die Persönlichkeit des anderen, seine Bedürfnisse, Blockaden und Talente zu kennen. Ich zeige und öffne andere für ihr Potenzial und unterstütze sie dabei, ihren eigenen Weg und ihre Authentizität zu finden. Auf diesem Weg begleite ich sie mit Freundlichkeit, Empathie und Demut. Dies ist für das Mentoring extrem wichtig. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ein Mentor/Pädagoge, der dazu neigt, anderen während seiner Tätigkeit Autorität und Respekt aufzuzwingen, indem er seine Mentees herabsetzt oder ihnen Angst macht, und der nicht sensibel für ihre Bedürfnisse ist, niemals ein guter Mentor sein wird. Dies gilt unabhängig von seinen Qualifikationen, Kenntnissen oder Leistungen.
Der größte Erfolg eines Trainers ist, wenn er nicht gebraucht wird, sondern erwünscht ist.
Für mich die Arbeit mit dem Körper essentiell. Ob Pilates-Trainer, die ihre Fähigkeiten verbessern wollen, um Übungen präzise ausführen zu können, oder um zu lernen, wie sie ihre Klienten anleiten können, oder Klienten, die unter chronischen Schmerzen leiden. Jeder von ihnen trägt eine Geschichte mit sich, die in seinem Körper geschrieben ist, in einzelnen Bewegungen, derer er sich oft gar nicht bewusst ist. So kommt es oft vor, dass ich, wenn ich eine Bewegung während einer Trainingseinheit beobachte, der Geschichte des Körpers lausche, die ich dann der Person in ihm nacherzähle.
Wichtig ist für mich nicht nur die korrekte Ausführung der Übungen, sondern auch das Verständnis für die Essenz der richtigen Bewegung. Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört, allgemeingültige Übungssets zusammenzustellen. Ich höre auf den Körper des Klienten und wähle die Übungen aus, die in diesem Moment am besten geeignet sind. Nach und nach lösen wir gemeinsam die Bewegungskette auf, die unpassend ist und Schmerzen verursacht, und erarbeiten einen neuen, gesunden Weg. Die größte Belohnung für mich ist, wenn ich am Ende höre: "Danke, das ist genau das, was ich heute gebraucht habe."
Manchmal genügt es, die mentale Belastung abzulegen, um Leichtigkeit in der Bewegung zu erreichen.
Der Aufbau einer Karriere als Pilates-Trainer beinhaltet viele verschiedene Aspekte und Herausforderungen. Mit der Zeit eröffnen sich neue Möglichkeiten, wie z. B. die Leitung eines eigenen Studios. Neben der Arbeit mit den Kunden gibt es viele betriebliche und kommunikative Fragen zu klären. Von der Ebene des Trainers befindet man sich plötzlich in der Position eines Managers, der mit anderen Trainers kooperiert, der sich auch um Situationen innerhalb des Teams kümmert, sowie um die Kommunikation mit den Klienten. Hier stütze ich mich auf meine persönlichen Erfahrungen beim Aufbau und der Leitung meines eigenen Bewegungsstudios sowie auf die Seminare, die ich über Persönlichkeitstypologie und ihre sozialen Interaktionen besucht habe und um die Fähigkeit, Einsichten zu gewinnen. Auch ich habe viele Situationen erlebt, die nicht einfach zu bewältigen waren, und ich selbst habe viele Fehler gemacht, derer ich mir bewusst bin. Im Nachhinein kann ich erkennen, wie diese Probleme auf eine andere, angemessenere Weise hätten vermittelt werden können.
Mich erfreut zu sehen, wie sich Pilates-Trainer nicht nur in ihren Fähigkeiten, sondern auch in ihrer Wahrnehmung von sich selbst, ihrem Körper und den Kunden, die zu ihnen kommen, weiterentwickeln. Manchmal braucht es nur einen kleinen Perspektivwechsel, und plötzlich ist ein Verständnis für eine problematische Situation da. Auf diese Weise finden wir nach und nach zu einer Leichtigkeit der Bewegung.
Was zählt, ist die Verbesserung des Gesamtes. Während ich versuche, dem Ganzen zu dienen, ohne nach den Lorbeeren der Gewinner zu streben, spüre ich den Respekt, die Wertschätzung und die Loyalität, die mir von meinen Mitmenschen entgegengebracht werden. Ein dauerhaftes Vermächtnis ist für mich die wichtigste Auszeichnung. Denn...
Menschen werden sich nicht an das erinnern, was wir gesagt haben, sondern daran, wie sie sich mit uns gefühlt haben.